Dienstag, 14. Mai 2013

Ist meine Seele behindert?

Immer und immer wieder höre ich, dass ich als Autistin seelisch behindert bin. Das heißt ja nichts anderes, als dass meine Seele behindert ist. Hierüber habe ich viel nachgedacht. Vor allem darüber, wer oder was meine Seele ist. Im Internet nach einer Antwort zu suchen ist müßig. Die Antwort der großen Denker und Philosophen ist ebenso vielfältig. Ich persönlich mag die Meinung vieler Religionen, dass die Seele etwas unsterbliches ist. Glaubt man der Bibel, so kannte Gott den Menschen "ehe er geboren war". Und nicht wenige glauben, dass die Seele nach dem physischen Tod weiterlebt.
So betrachtet glaube ich aber nicht, dass etwas göttliches etwas behindertes schafft. Sondern eher verschiedene Modelle. Wie kann es sich dann ein Mensch- in diesem Fall bevorzugt in einem Versorgungsamt oder ähnlicher Behörde ansässig- anmaßen, meine Seele als behindert zu betiteln. Somit würde ja eine göttliche Macht beurteilt und vor allen Dingen ihr Werk verurteilt. Glaubt man nun der Bibel, so steht da ziemlich am Anfang:" Und Gott sah alles, was er gemacht hatte. Und siehe, es war ALLES gut." Mit anderen Religionen habe ich mich nicht so eng befasst, aber ich vermute, dass diese Aussage auch anderswo gefunden wird, ALLES gut. Aber nicht gut genug für deutsche Beamte. Das ist für mich eine absolute Anmaßung. Und unglaubliche Überheblichkeit.

Ich weiß, dass mein Gehirn ein paar andere Strickmuster hat. Also wäre es eher eine neurologische Andersartigkeit. Ja, das gefällt mir.  Damit könnte ich gut umgehen. Aber eine behinderte Seele? Nein, das mag ich mir von keinem Menschen bescheinigen lassen.
Sehr schön finde ich hierbei die anthroposophische Bezeichnung "seelenpflegebedürftig". Aber dies sind sicher nicht nur Autisten.

Dienstag, 7. Mai 2013

NUR Autisten

Ich habe neue Nachbarn. Eigentlich ist mir das völlig egal. Meine kontaktfreudigen Kinder haben jedoch bereits Bekanntschaft geschlossen. Also habe ich mich nach langem nachdenken dazu durchgerungen Brot und Salz zu kaufen, und gemeinsam mit meinen beiden Söhnen ( der kleine ist auch Autist mit noch ein paar weiteren Strickmusterauffälligkeiten) den Begrüssungsbesuch zu absolvieren. Meine neuen Nachbarn sind Amerikaner. Wir wurden sofort hereingebeten- das war so gar nicht von mit geplant!!!ich dachte eher an hallo sagen, Geschenk abgeben und fertig.

Wieder mal musste ich mich fügen. Da mein Sohn eine offensichtliche Behinderung hat kam natürlich schnell die Sprache auf Behinderungen. Ich war erstaunt, wie gut mein Englisch noch ist. Die Nachbarin ist Lehrerin für Kinder von US-Soldaten. ( Ja, ich gebe es zu, ich halte es gerne mit Tolstoi und bin deshalb sicher auch voreingenommen.) ich fragte sie, in welche Dchule die behinderten amerikanischen Kinder gehen. Die Antwort hat mich verblüfft. Familien, die ein Kind mit schwerer Behinderung haben werden nicht ins Ausland versetzt. Hier sind hauptsächlich autistische Kinder. Also keine schwer Behinderten. Und die werden in den Klassen mit unterrichtet.

Diese Kinder gehören ganz normal zum Alltag und werden integriert. Welch ein Traum! Dieser normale Umgang- es ist einfach ganz normal, dass in den Klassen Kinder mit 'special needs' sind. Und ihre Andersartigkeit wird nicht als schwer behindert sondern als 'anders' wahrgenommen.

Ich weiß nicht, ob das repräsentativ ist oder eben diese Auslandsschulen betrifft. Aber es hat mir wieder mal gezeigt, wieviel in Deutschland noch getan werden muss, damit auch hier gilt 'normal ist anders, anders ist normal'.

Samstag, 4. Mai 2013

OT: zurück ins Leben

Es war eine Niederlage- aber für mich ein Schritt in Richtung Normalität. Zwar war ich auf einem Sitzplatz und nicht wie sonst im Stehplatzbereich der Fankurve- aber es fühlte sich dank wunderbarer Begleitung gut an.