Dienstag, 22. Oktober 2013

Alles politisch und ethisch korrekt

Saufen für den Regenwald oder die Moorlandschaft. Windeln kaufen und damit Impfungen verschenken. Die Einzelhandelsregale sind voll mit solchen Produkten. Wenn ich sie nicht kaufe meldet sich mein Gewissen. Aber- ich mag eigentlich kein Bier und meine Kinder passen in keine Babywindeln mehr. Also kaufen und wegwerfen? Schwierig. Wie recycelt man eine Einmalwindel politisch korrekt? Ist diese Innenfüllung auch mit dem grünen Punkt versehen? Oder muss ich die auch noch auseinanderpfrimeln? Was ich allerdings treu und brav mit den Käse- und Wurstpapieren mache. Die feine Plastikfolie vom Papier trennen und- genau- getrennt entsorgen. 

Aber nicht nur, dass ich nicht mit jedem Produkt mein gesellschaftlich ethisches Gewissen beruhigen kann. Es wird immer anstrengender und undurchsichtiger korrekt einzukaufen. Eine tiefe Verbeugung vor jeder Hausfrau/jedem Hausmann die/der dies hinbekommt. 

Ganze Städte werden Fair-Trade-Städte, da muss es doch mir möglich sein, meine Familie mit Fair-Traid und Biolebensmitteln zu versorgen. Schade, dass meine Kinder so manches Angebot verweigern und, wie ich vermute, von ihrem eigenen Geld inkorrekte leckere Dinge kaufen.

Allerdings ist auch Bio nicht gleich Bio!!!! Und wenn der Discounter Biokartoffeln aus Ägypten verkauft und im Fach nebenan regionale, konventionelle Kartollfeln angeboten werden habe ich bereits den nächsten Konflikt. Meine Familie mit Düngemittel vergiften oder lange Frachtwege, und damit die Umweltzerstörung, unterstützen. 
Fleisch aus Massentierhaltung geht nicht! Aber nachdem dieser Schritt in der Familie etabliert war versuchte ich einen Vorstoß in Richting Vegetarismus/Veganismus. Betrachtet man die Umweltvelastung durch pupsende Kühe sowie die Menge an Futtermittel, die für 1 Kilo Fleisch benötigt werden ist dies der einzig wahre Schritt. 

Ich habe auch an Eigenanbau gedacht. Eigene Kartoffeln und im Garten freilaufende Hühner. Aber ganz ehrlich - zur autarken Versorgung wird es nicht reichen. Auf meinen vegetarischen Versuch reagierte mein Sohn mit einem Tshirt mit Aufschrift 'Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg'. Ich habe verstanden, und wir haben uns soweit getroffen, dass es wieder den klassischen Sonntagsbraten gibt. Für öfters Braten würde auch das Geld nicht reichen, da politisch korrekt.......wobei ich nicht glaube, dass die Tiere das so sehen....

Und dann diese Namen für Nahrung. Wir essen Amerikaner, Frankfurter, Wienerle, ja, ich habe sogar noch eine Flasche Zigeunersosse im Keller. Vielleicht sollte ich sie als Andenken aufbewahren. Servieren kann man sie in der Flasche eh nicht mehr ohne negativ aufzufallen. Bin gespannt. Welche Produkte noch auf die schwarze Liste kommen.

Aber wir Schwaben sind ja noch schlimmer. Wir essen 'Buabaspitzle' und an Karfreitag 'Herrgottsbscheisserle'. Und damit bin ich wohl endgültig aus dem Rennen. Entweder gewöhne ich mich an das Wort Schupfnudeln, oder meine Kinder werden das nicht mehr essen. Denn der korrekte Name wäre wohl 'Genital eines kleinen Jungen' und klingt sehr kannibalisch.  An Karfreitag gibts einfach Gemüsemaultaschen anstelle der Fleischmaultaschen, damit wäre diese Hürde genommen. Puuuuh. Dazu Apfelsaft aus heimischem Streuobstwiesen zur Unterstützung eben dieser. Jawoll, so könnte es gelingen.

Allerdings würde ich sehr gerne mal wieder nen Hamburger, Pommes und Cola zu mir nehmen.  Und danach noch einen Negerkuss oder wie auch immer die Dinger jetzt heißen. Angedeutete Lippenberührung eines stark pigmentierten Menschens? Egal, ich würde gerne nen Datsch draus machen und ihn einfach genießen! Anarchisch, irgendwie spannend. Ich glaube, das werde ich demnächst mal machen.  

Aber bevor ich das mache ziehe ich meine Ökokleidung an, gefertigt in mindestens Europa. Wenn Leder, dann pflanzlich gegerbt. Bevorzugt Leinen und Hanf. Dann ist mein Gewissen zumindest ein wenig beruhigt.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Ich habe den Sommer überlebt

Und das meine ich genau so. Die Hitze ist für mich unerträglich. Irgendwie hat mein Körper ein gestörtes Wärme/Kälteempfinden. Mein ganzes Sein beschränkt sich im Sommer darauf irgendwie zu überleben. Gar nicht so einfach. Zumal mein Gehirn wie ausgetrocknet wirkt. Alles ist schwerfällig, auch das Denken. Schon die kleinsten Verrichtungen bedeuten höchste Anstrengung. Kein Weg außer Haus ohne eine Trinkflasche. Literweise schütte ich Flüssigkeit in mich hinein. Aber sie scheint zu verdampfen.
Bereits früh morgens habe ich die Markise ausgefahren, damit es nicht ganz so heiß wird. Vergebens. Jeder heiße Tag wurde zur weiteren Qual. Ich versuchte durch kalte Fußbäder Abkühlung zu erlangen. Einkäufe wurden auf die späten Abendstunden verschoben. Und immer der Blick auf die Wettervorhersage. Glückliche Menschen in Strassencafes, für mich undenkbar. Sommer bedeutet für mich lediglich Trauer, dass der Frühling vorbei ist.

Nun sinken die Temperaturen wieder. Blätter Färben sich, lösen sich, sterben. Zurück bleiben kahle Skelette. Eine schwierige Zeit für mich. Denn mit den Skeletten kommen meine eigenen düsteren Gedanken wieder heraus. Nicht gerade förderlich, dass wirklich Jeder betont, dass bald alles kahl ist und dann die depressive Jahreszeit beginnt. Das weiß ich selbst!!!!!! Und ich versuche mich abzulenken. Der Herbst hat dieses ihm eigene Licht, diese Tiefe der Farben. Ich wünschte ich hätte eine gute Fotocamera um diese Farben zu bannen. Sie sind etwas Kostbares, nur kurze Zeit im Jahr zu sehen, bevor die Welt im Grau versinkt. Diese Farben und dieses Licht ziehen mich vollkommen in ihren Bann. Doch leise, und immer lauter werden, meldet sich die Angst vor dem nahenden Zerfall. Noch überwiegt die Freude an der Schönheit der Natur, doch Tag für Tag bemerke ich, wie die Natur sich für den Winter rüstet. Ein täglicher Wettlauf gegen die Zeit. Und gegen die Depression.